Waren Sie kürzlich mal in einem Küchenstudio? „Es gibt doch gar keine Herde mehr, die man nicht mit dem Smartphone bedienen könnte.“ So lautete das Fazit von Bekannten nach einem Besuch im Fachgeschäft.
Keine Frage: Die Zukunft von Küchengeräten ist „smart“. Der Bräunungsgrad des Bratens im Herd kann am Handy-Display überwacht werden, gegebenenfalls lässt sich die Temperatur per App anpassen. Kameras im Kühlschrank übertragen ihre Bilder in die Cloud. Noch am Arbeitsplatz kann dann geprüft werden, ob noch ausreichend Lieblings-Joghurt vorhanden ist. Falls nicht, wird auf dem Heimweg noch ein Schlenker zum Supermarkt gemacht.
Auch wenn Sie am Ende eines stressigen Tages ihre Ruhe haben möchten, kann Sie die Vernetzung Ihrer Küchengeräte mit der Kommunikationselektronik dabei unterstützen. Dann schaltet die Dunstabzugshaube nämlich das Entspannungsprogramm an und illuminiert die Küche mit stimmungsvollen Lichtszenarien.
Alexa koppelt Rolladen, Musik und Dunstabzugshaube
Das glauben Sie nicht? Dann schauen Sie sich mal die Produkteigenschaften der Miele-Dunstabzugshauben Aura oder Pearl an. Diese Geräte lassen sich über die Miele-App gemeinsam mit anderen „smarten“ Haustechnik-Komponenten wie den Rolladen und der Musikanlage mit Amazons Sprachassistent Alexa koppeln. Auf Zuruf werden dann die Jalousien geschlossen, die Dunstabzugshaube stimmungsvoll erleuchtet, und die Lieblings-Entspannungsmusik ertönt.
Alle Hersteller haben ihre Geräte „smart“ aufgerüstet
Das alles klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Und doch wollen wir, glaubt man den Verlautbarungen der einschlägigen Küchenmarken – denn auch alle anderen großen Hersteller wie Bosch oder Siemens haben ihre Geräte entsprechend aufgerüstet –, zukünftig nie mehr auf die „Gadgets“ von Kühlschrank, Kaffeemaschine, Mixer etc. verzichten.
So berichtet „Das Haus“ beispielsweise über einen Kühlschrank von Samsung, der zwar auch mit Kameras ausgestattet ist und die Bilder per WLAN in die Smart-Home-Apps überträgt, vor allem aber auch über einen großen 21,5-Zoll-Bildschirm verfügt. Darauf lassen sich – WLAN sei dank! – dann die Lieblingsrezepte und Koch-Tutorials aus dem Internet anzeigen. Weil die Anwendung auch über eine Schnittstelle zu Spotify verfügt, spielt der Kühlschrank sogar Musik ab. Dafür werden die Kosten aber auch mit knapp 2.500 Euro angegeben.
Verbraucher warten noch ab
Trotz der schier unendlichen Möglichkeiten reagieren die Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit noch zurückhaltend auf Smart Home in der Küche. Das Online-Portal „Küchenplaner“ verweist auf eine YouGov-Umfrage aus dem vergangenen Sommer. Demnach steuern derzeit erst vier Prozent der Deutschen ihre Hausgeräte per App. Immerhin können sich aber 28 Prozent vorstellen, zukünftig ihre großen Haushaltsgeräte mit dem Smartphone zu bedienen. Fast 30 Prozent lehnen smarte Hauselektronik indes generell ab. Als Gründe dafür werden Sicherheitsrisiken und Bedenken, dass die App-Anbieter die Daten nutzen, um umfassende Nutzerprofile anzulegen, genannt.
„Dash Button“ überzeugte deutsche Gerichte nicht
Die generelle Skepsis gegen allzu einfache, „smarte“ Hauselektronik scheinen auch die deutschen Gerichte zu teilen. So hat das Oberlandesgericht München 2020 laut test.de einer Klage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und der Stiftung Warentest gegen die sogenannten Dash Buttons von Amazon stattgegeben. Der Bundesgerichtshof verwarf eine Beschwerde des Online-Händlers. Dash Buttons sind kleine Knöpfe, die direkt an einem Haushaltsgerät angebracht werden und auf Knopfdruck die Bestellung von Verbrauchsmaterial auslösen. Ein Dash Button an der Waschmaschine würde beispielsweise neues Waschpulver ordern, am Espresso-Bereiter wiederum für Bohnen-Nachschub sorgen. Das Gericht bemängelte, dass die kostenpflichtige Bestellung ohne vorherige Preisinformation und einer zusätzlichen, expliziten Zustimmung des Nutzers erfolgt.
Die Beispiele zeigen also: Die Möglichkeiten für mehr oder weniger intelligente Verknüpfungen von Haushalts- und Kommunikationstechnologie in der Küche sind nahezu unendlich. Allerdings wollen die Verbraucherinnen und Verbraucher noch intensiv überzeugt werden, warum sie ihrem Smartphone die Herrschaft über Kühlschrank, Herd und Co. überlassen sollten.