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Warum nicht mehr Recyclingbeton angerührt wird

Hausbau

Beton ist aus dem Haus- und Wohnungsbau nicht mehr wegzudenken. Der vielseitige Baustoff ist allerdings nur wenig klimafreundlich. Recyclingbeton könnte eine Alternative sein, hat sich aber noch nicht wirklich durchgesetzt.

Wohn- und Gewerbegebäude verursachen fast zwölf Prozent aller Treibhausgasemissionen. Damit steht dieser Sektor in Europa auf Platz 4 der stärksten Kohlendioxid-Emittenten, hat die Europäische Umweltagentur ermittelt.

Ein erheblicher Anteil der klimaschädlichen Gase wird durch die Energieerzeugung für die Gebäude verursacht. Aber auch die für den Bau benötigten Baustoffe wirken sich deutlich auf die CO2-Bilanz eines Gebäudes aus – bei der Herstellung und dann noch einmal bei einem etwaigen Abbruch. „Alleine der hierbei anfallende mineralische Abfall verursacht mehr als 50 Prozent des Gesamtabfalls in Deutschland und wird leider immer noch sehr häufig auf Deponien beseitigt“, bedauerten Vertreterinnen und Vertreter aus der rheinland-pfälzischen Politik und aus Fachverbänden, als sie am 5. Mai 2025 das „Bündnis Kreislaufwirtschaft auf dem Bau“ vereinbarten.

Rund ein Drittel aller Wohngebäude sind aus Beton

Als besonders klimaschädlich gilt Beton. Gleichwohl ist er beliebt und ist bei rund einem Drittel aller Wohnbauten der vorwiegend verwendete Baustoff. 2022 wurden von den damals gut 100.000 fertiggestellten Wohngebäuden knapp 21.500 vorwiegend aus Gasbetonsteinen und fast 8.500 im Wesentlichen aus Stahlbeton gebaut.

Die schlechte CO2-Bilanz des Betons erklärt sich unter anderem durch den hohen Zementanteil. Sogenannter Normalbeton besteht beispielsweise zu etwa 20 Prozent aus Zement. Dessen Herstellung ist wiederum laut Umweltbundesamt für gut fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ein weiteres Problem ist der Inhaltsstoff Sand. Denn – kaum zu glauben! – Bau-Sand wird wegen des Bau-Booms als Ressource für die Beton-Herstellung knapp. Wird Stahlbeton verwendet, kommen noch die CO2-Emissionen bei der äußerst energieintensiven Stahlherstellung hinzu. Außerdem ist Stahlbeton als Verbundstoff später nur schwer recycelbar, berichtet wohnglueck.de.

Beton ist zu kostbar für die einmalige Verwendung

Aufwendig herzustellende Produkte wie Beton sind alles in allem viel zu schade, um nur einmal genutzt zu werden und dann auf der Deponie zu landen. Darüber sind sich alle relevanten Akteure einig. Viele Baustoffe werden bereits recycelt, dann aber vor allem im Straßen-, Erd- und Deponiebau verwendet. Aktuell liegt die Baustoff-Recyclingquote laut Umweltbundesamt bei 13,2 Prozent.

Das Ziel laute „zikuläres Bauen“, sagte Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) erst Anfang des Jahres gegenüber Medien. Baumaterialien müssten wiederverwendet, Abfallströme minimiert und langfristig nutzbare Gebäude geschaffen werden. Um in diesem Bereich voranzukommen, müsse noch einiges geschehen, hob der Geschäftsführer des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), Dr. Thomas Welter, bei derselben Gelegenheit hervor: „Das Abfallrecht und die fehlende Integration von Sekundärrohstoffen in Baunormen sind erhebliche Hindernisse, die es zu beseitigen gilt.“

Recyclingbeton ist noch ein Nischenprodukt

Zurück zum Beton: Natürlich gibt es ihn mittlerweile auch in recycelter Form. Noch ist dieser aus Bauabfällen hergestellte Baustoff aber ein Nischenprodukt. Während in den USA, Belgien oder der Schweiz bis zu 15 Prozent der Betonmengen als Recyclingbeton verbaut würden, sei dieser Anteil in Deutschland deutlich niedriger, beklagt der Dresdener Bauverfahrenstechnik-Professor Prof. Peter Jehle. Die vergleichsweise geringe Recyclingquote rührt auch daher, ergänzt baunetzwissen.de, dass es hierzulande zu wenige Betriebe gebe, die sich auf die spezielle Aufbereitung von Betonbruch für die Verwendung in Recyclingbeton verstünden.

Nicht zuletzt verhindern auch einschlägige Bauvorschriften die häufigere Verwendung von Recyclingbeton. So darf dieser Baustoff im Hochbau nur für Anwendungen, die eine vergleichsweise geringe Druckfestigkeit erfordern, verwendet werden. Besonders bei tragenden Teilen scheidet die Nutzung von Recyclingbeton aus. Außerdem verträgt er Frost und den Einfluss von Tausalz nur schlecht. Insofern wird er nur im Innern verbaut.

Weitere innovative Betonanwendungen

Der altbekannte Beton ermöglicht über seine zunehmende Recyclingfähigkeit noch ganz andere innovative Anwendungen. So können Häuser aus Beton mittlerweile 3-D-gedruckt werden, erfuhren die Besucherinnen und Besucher der Baumesse Münster 2024 in einem Fachvortrag des Architekturbüros STEINHOFFarchitekten und des Bauunternehmens Peri. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag „3-D Betondruck – die neue Art zu bauen“.

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Haus aus dem 3D-Drucker (Bild: PERI Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG)
Erstes Haus aus dem 3D-Drucker von Peri in Beckum.

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