Die Aufregung um das Gebäudeenergiegesetz war groß. Durch die Vorschriften, dass neue und auszutauschende Heizungsanlagen künftig nicht mehr durch neue Systeme ersetzt werden dürfen, die ausschließlich mit fossilen Brennstoffen wie Gas oder Öl betrieben werden, werde ein faktischer – und teurer! – Zwang zur Wärmepumpe erzeugt, hieß es.
Abseits der medialen Aufregung erstaunt der Blick auf die aktuelle Situation ein wenig. Denn Wärmepumpen-Heizungen sind bereits heute dder Quasi-Standard bei Neubauten. Der Bundesverband Wärmepumpe freute sich 2022 über einen um 53 Prozent besseren Absatz von Heizungswärmepumpen. 236.000 Geräte wurden verkauft, 205.000 davon waren Luft-Wasser-Wärmepumpen.
Wärmepumpen sind in Neubauten schon Standard
Vor allem in modernen Energieeffizienz-Neubauten sind Wärmepumpen das Heizungssystem der Wahl. Denn die Anlagen arbeiten mit einer niedrigen Wasser-Vorlauftemperatur, was in entsprechend isolierten Gebäuden kein Problem darstellt. Auch Altbauten lassen sich mit Wärmepumpen-Heizungen nachrüsten. Hier muss aber einiges beachtet werden. Meist entsprechen die Isolierungen der Wände und Fenster nicht den aktuellen Standards. Auch die Heizkörper sind in der Regel zu klein. Die Folge: Das Heizungswasser muss mit einer entsprechend höheren Vorlauftemperatur durch die Heizkörper gepumpt werden, um einen Raum wohlig warm aufheizen zu können.
In den Medien dominierten die finanziellen Risiken einer Wärmepumpen-Nachrüstung in Bestandsgebäuden die Debatte. Die Kosten könnten sich bei einem Einfamilienhaus auf einen Betrag zwischen 65.000 und 125.000 Euro summieren, rechnete beispielsweise der Bayerische Rundfunk mit Verweis auf den Bauherren-Schutzbund vor. Als Kostentreiber wirken demzufolge nachträgliche Dämmungen, der Austausch der Heizkörper oder gar der Einbau einer Fußbodenheizung sowie oft auch noch die Installation von Solarmodulen, um Strom aus erneuerbaren Quellen für den Betrieb der Wärmepumpe zu gewinnen. Auch wenn es für die ökologische Umrüstung der Heizungsanlage öffentliche Zuschüsse von bis zu 40 Prozent gibt, bleiben für Hausbesitzerinnen und -besitzer erhebliche Kosten übrig.
Diese Tests verraten, ob Gebäude Wärmepumpen-tauglich sind
Ob ein Gebäude für die Umrüstung auf Wärmepumpen geeignet ist, können Interessierte recht leicht herausfinden. Einen sehr pragmatischen ersten Test schlägt T-Online in einem Artikel vor. Demnach sollte in alten Häusern mit Heizkörpern an einem kalten Wintertag die Vorlauftemperatur der Heizung auf 55 Grad Celsius begrenzt werden – das ist die Vorlauftemperatur von Fußbodenheizungen, die von Wärmepumpen gut geleistet werden kann. Dann sind alle Heizungsthermostate auf die Stufe 3 zu regeln, was bei korrekter Einstellung der Heizung zu einer Raumtemperatur von rund 20 Grad Celsius führen sollte. Werde diese Temperatur nun in allen Räumen erreicht, sei das Gebäude Wärmepumpen-geeignet. Blieben einzelne Räume kühl, könne dort die Installation größerer Heizkörper helfen. Wenn es hingegen in allen Räumen zu kalt werde, müsse erst das Gebäude energetisch optimiert werden, bevor Wärmepumpen sinnvoll verwendet werden könnten.
Einen etwas differenzierteren Online-Test bieten die Verbraucherzentralen an. Mit wenigen Angaben zum Bestandsgebäude, zur bisherigen Heizungsausstattung und zum Energieverbrauch gibt es eine umgehende Einschätzung, ob ein Gebäude sich für ein Wärmepumpen-Heizsystem eignet. Zu diesem Online-Test geht es hier entlang. Überhaupt ist das Internet-Angebot der Verbraucherzentralen ein guter Anlaufpunkt für alle, die sich umfassend über Wärmepumpen informieren wollen.
Des Weiteren lohnt sich auch der Besuch bei Wohnglück. Dort finden Wissbegierige nicht nur Hinweise zur Funktionsweise und zu den verschiedenen Typen von Wärmepumpen. Es werden auch Beispiele geliefert, um den Strombedarf einer Wärmepumpen-Heizung zu ermitteln. Denn natürlich muss die Bereitstellung regenerativer Energien für den Elektrizitätsbedarf der Wärmepumpen in die Planungen mit einbezogen werden. Dies macht auch der Energieversorger Vattenfall in seinem umfangreichen Wärmepumpen-Informationsangebot deutlich.
Öl- und Gasheizungen werden auf jeden Fall teurer
Trotz der durchaus beachtlichen Investitionskosten sollten Verbraucherinnen und Verbraucher sich nicht zu dem Schluss verleiten lassen, dass der Weiterbetrieb – oder gar die Neuinstallation – einer Öl- oder Gasheizung die günstigere Lösung sei. Heizen mit diesen Energiequellen wird in den nächsten Jahren auf jeden Fall teurer. Ab 2024 werden die Abgaben auf jede Tonne CO2-Emissionen wieder steigen. Für eine Zwei-Zimmer-Wohnung könne dies die Heizkosten um 70 Euro pro Jahr erhöhen, rechnet tagesschau.de vor. Hinzu kommen weitere Preissteigerungen bei Preis und Öl. Zudem stiegen auch die Kosten für die Installation von Gas- und Ölheizungen. Kostete der Einbau einer Gas-Etagenheizung 2021 noch etwa 6.000 Euro, schlug er 2023 bereits mit 10.000 Euro zu Buche. Allerdings wurden auch Wärmepumpen teurer. Ihr Preis stieg durchschnittlich von 20.000 auf 31.000 Euro.
Die Frage, wie wir in Zukunft heizen, will also genau überlegt werden. Nur eines scheint sicher: Mit keiner der möglichen Lösungen wird es billiger.