Die Aufregung um das Gebäudeenergiegesetz – Stichwort: Wärmepumpen – hat davon abgelenkt, dass Deutschland sich im 2019 in Kraft getretenen Klimaschutzgesetz verpflichtet hat, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das bedeutet auch: Bestandsgebäude müssen bis 2030 ein festgelegtes Einsparungsziel bei den CO2-Emissionen erreicht haben. Die Haushalte in den rund 42,5 Millionen Wohnungen in Deutschland tragen nach aktuellen Daten des Umweltbundesamtes mit ihrem Energieverbrauch nämlich einen erheblichen Anteil von etwa 13 Prozent zu den Treibhausgasemissionen bei.
Deutschland hinkt bei der energetischen Sanierung hinterher
Das Klimaschutzgesetz schreibt nun vor, dass alle Gebäude wesentlich weniger Energie verbrauchen sollen und auf die Nutzung erneuerbarer Energien umgerüstet werden. Laut Umweltbundesamt müssten somit jedes Jahr mindestens zwei bis 2,5 Prozent aller Gebäude energetisch saniert werden, um diese Ziele zu erreichen. Tatsächlich sind es aber allenfalls 1,5 Prozent.
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft konstatiert laut tagesschau.de eine deutliche Zurückhaltung der Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, energetische Sanierungsprojekte anzupacken. Das Nachrichtenportal zitiert den Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), der die Preissteigerung, Handwerker-Knappheit sowie die teurer gewordenen Finanzierungskosten als Gründe für den schleppenden Fortschritt bei der energetischen Sanierung anführt.
Ein Drittel der Hausbesitzer von Sanierungskosten überfordert
Tatsächlich scheint mit zwei Dritteln die große Mehrheit der privaten Immobilien-Eignerinnen und -Eigner sehr wohl über die Mittel für Sanierungsprojekte zu verfügen. Das haben Analysten der Deutschen Bank bei einer Umfrage unter ihren privaten Immobilienkunden ermittelt. In der Bank-Studie werden die Kosten für eine komplette energetische Sanierung eines Gebäudes von der niedrigsten auf die aktuell höchste Energieeffizienzklasse im Energieausweis mit etwa 110.000 Euro veranschlagt. Bis 2045 summieren sich diese Sanierungskosten deutschlandweit auf satte 600 Milliarden Euro, berichtet haufe.de.
Gemäß den Deutsche-Bank-Daten sind allerdings ein Drittel der Gebäudeeigentümer trotz der derzeit existierenden Fördermöglichkeiten nicht in der Lage zur energetischen Gebäudesanierung. Sie benötigten also weitere finanzielle Unterstützung und vor allem Informationen.
Energetische Sanierung kann sich schnell rentieren
Dabei schütten staatliche Stellen bereits hohe Fördersummen für die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden aus – mit stark steigender Tendenz. 2022 flossen laut tagesschau.de etwa 2,6 Milliarden Euro diesen Zwecken zu, was einer Steigerung von 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach. Ein erheblicher Anteil dieser Fördermittel wird für die Installation von Photovoltaikanlagen verwendet. Zwischen März 2022 und März 2023 stieg nach Angaben von haufe.de die Zahl der Solaranlagen auf deutschen Dächern um 16 Prozent auf 2,6 Millionen. Alle Solarpanels zusammen erbrachten eine Leistung von rund 70.600 Megawatt.
Wer derzeit noch vor einer energetischen Sanierung zurückschreckt, sollte auch über die Vorteile einer solchen Investition nachdenken. Denn nicht nur wird durch die Energieeffizienzoptimierung das Klima geschützt, vor allem sinken die Heizkosten um bis zu 70 Prozent, das Raumklima wird besser, und der Wert der Immobilie steigt, gibt ZDF Heute zu bedenken. Es kann sich also durchaus lohnen, über 20 Jahre alte Heizungen auszutauschen, die Fassaden älterer Häuser neu zu dämmen, oder neue Fenster einbauen zu lassen.
Für viele Projekte gibt es Förderprogramme
Für Sanierungswillige gibt es viele verschiedene Förderprogramme – von der Photovoltaik über die Dachsanierung bis hin zur Heizungsmodernisierung. Eine neue Heizung kann bereits jetzt mit bis zu 35 Prozent der Investitionskosten gefördert werden. Bei den verschiedenen Förder- und Finanzierungsprogrammen geht allerdings schnell der Überblick verloren. So gibt es etwa direkte Zuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) und zinsgünstige Kredite der staatlichen Förderbank KfW, durchaus aber auch Förderungen durch die Kommunen am Wohnort.
Einen ersten Überblick über die vorhandenen Förderoptionen ermöglichen verschiedene Internetseiten. Das Bafa erleichtert beispielsweise mit dem Förderwegweiser Energieeffizienz die Orientierung im Finanzierungsdschungel. Mit wenigen Mausklicks ermitteln Interessierte, welches Förderprogramm am besten zu ihren Bedürfnissen passt. Eine ähnliche Funktionalität bietet auch das Förder.Navi von NRW.Energy4Climate. Wesentlich umfassender ist Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums angelegt. Per Stichwortsuche gibt es hier Informationen zu staatlichen Förderprogrammen jeglicher Art. Allein für das Stichwort Energieeffzienz werden 197 Einträge gelistet.
Energieberatungen helfen bei der Sanierungsplanung
Wer soll da noch den Überblick behalten? Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, die geplante energetische Sanierung mit Hilfe eines Energieberaters zu planen: „Er beurteilt die Bausubstanz, erstellt daraufhin das Sanierungskonzept und berät, welche Förderprogramme in Anspruch genommen werden können“, beschreibt ZDF Heute dessen Aufgabe.
Ein guter Startpunkt für die Suche nach einer Energieberatung ist die Deutsche Energie-Agentur (dena). Sie unterhält ein ausführliches Informationsportal rund um die energetische Sanierung und die Energieberatung. Vor allem aber hat die dena die Energieeffizienz-Expertenliste initiiert. Dort werden auf Basis der Postleitzahl alle Energieberaterinnen und -berater in der Region angezeigt.
Vermutlich mindestens genauso umfangreich ist das Informationsangebot der Verbraucherzentralen zum Thema Energieeffizienz. Der Verbraucherzentrale Bundesverband sammelt beispielsweise hier alle aktuellen News zum Thema. Auf dieser Seite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg finden sich wiederum jede Menge nützlicher Informationen, aber auch nach Bundesland aufgeschlüsselt Kontaktdaten zu verschiedenen einschlägigen Beratungsangeboten.
Am bequemsten informieren Sie sich auf der Baumesse
Am bequemsten kommen hingegen Besucherinnen und Besucher der Baumesse an Informationen zur energetischen Sanierung. Denn die mittlerweile 16 Baumessen der BaumesseE GmbH in Nord-, West- und Südwestdeutschland warten immer mit einem großen Energiesparschwerpunkt auf. Dort treffen Immobilienbesitzer auf die wichtigsten Expertinnen und Experten aus der Region. Alle relevanten Handwerksunternehmen, aber auch die regionalen Beratungseinrichtungen sind in der Regel mit eigenen Ständen auf der Baumesse vertreten. Somit ist für Antworten auf nahezu jede Frage gesorgt, egal ob es um konkrete Projekte geht oder zunächst ganz allgemein um die Sanierungsplanung.
Einen Besuch wert sind auch immer die kostenfreien Fachvorträge auf der Baumesse. An allen drei Messetagen informieren renommierte Fachleute über Energiesparthemen wie Fassadendämmung, Heizungsmodernisierung, Fensteraustausch, Dachsanierung und vieles mehr. Auch Finanzierungs- und Förderungsfragen werden dort behandelt.
Wo in Ihrer Nähe die nächste Baumesse stattfindet, verrät Ihnen die Übersichtskarte auf der Baumesse-Homepage. Auf den Detailseiten der Messe-Standorte finden Sie rechtzeitig vor der Messe auch das Fachvortragsprogramm.